ÜBERSICHT ÜBER DIESES KAPITEL:
Die folgenden Ausschnitte wurden mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber erstellt und hier veröffentlicht. Sie dienen der Kunst, Wissenschaft und Lehre sowie der Forschung über das Leben und Werk eines der bedeutendsten österreichischen Musikförderer und -pädagogen des Zwanzigsten Jahrhunderts, der in seiner eigenen Heimat so schändlich vernachlässigt wird, denn wie heißt es doch so schön: "Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande".
Ausschnitt 1:
Marx erzählt auf erheiternde Weise von seinen ersten Kontakten mit der Musik und beschreibt seine Jugend sowie seine bis ins hohe Alter bewahrte innere Verbundenheit mit der Natur, die er in vielen Liedern und in Werken wie Herbstsymphonie" und Frühlingsmusik" zum Ausdruck brachte:
"Ja, es sind alle möglichen Geschichten, die einem da durch den Kopf gehen. Und man muß sich besonders davor hüten, eventuell so zu tun, als wäre man - wie es die Eltern häufig von ihren Kindern meinen - ein besonderes Genie, besonders begabt. Sie wissen, bis zum siebenten Jahr ist ja jedes Kind so ungeheuer originell, und dann später verliert sich diese Originalität immer mehr, und man muß froh sein, wenn man einen Teil dieser Ursprünglichkeit in die weitere Zukunft rettet. Ich kann aus meiner Kindheit gar nicht viel Wichtiges berichten, außer daß ich natürlich gerne unter dem Klavier saß, wenn die Mutter ihre Konzertstücke übte. Oder daß ich zum Beispiel sehr gerne zuhörte, wenn der Vater Walzer spielte; daß ich in den Noten blätterte, ohne die Noten zu kennen, und vor allem sozusagen die Passagen rein optisch würdigte, ohne eine blasse Ahnung zu haben - was man ja von einem 3-4jährigen Kind auch nicht verlangen kann. Ohne eine Ahnung davon zu haben, was das eigentlich alles bedeutet; ich sah da Gebirge, Abstürze, sogar manchmal wilde Löwen, das war das Pedalzeichen. Das schaut ja wirklich einem Löwen ähnlich, wenn man eine kindliche Phantasie hat und diese wilden Tiere nur aus dem Bilderbogen kennt. Das Merkwürdige ist, daß - wie Sie wissen - man sich in der Jugend für alles interessiert und daß die Begabungen sich sozusagen erst später spezialisieren. Man hat für alles Interesse. Ich hab' als junger Mann gemalt, merkwürdigerweise gemalt, und zwar äußerst schlecht natürlich. Ich habe keinen ordentlichen Unterricht gehabt, hab' herumgebatzt, und erst kürzlich, dadurch, daß ich einen Freund meiner Jugend, der damals Untergymnasiast war, getroffen hab', und der sich nach dem Verbleib meiner Gemälde erkundigt hat, bin ich mit Schrecken erinnert worden, daß ich Bilder verfaßt habe, Bilder gemalt und angestrichen habe, aber es war natürlich eine schauerliche Kleckserei. Das Interesse für diese Kunst war auch irgendwie wach geworden, ebenso für die Dichtkunst. Ich habe natürlich auch gedichtet, aber nicht Mädchen angedichtet, keine Liebesgedichte, sondern Naturgedichte gemacht, und diese Freude zur Natur ist mir auch später geblieben, mit dem Hinweis darauf, daß ich dann "Herbstsymphonie" komponierte und "Eine Frühlingsmusik" und daß ich Liebeslieder machte, in denen die Natur eine wesenhafte Rolle spielt."
Ausschnitt 2:
Chronologische Kurz-Autobiographie mit einigen interessanten Informationen über seine spezielle Vorliebe für Italien:
TEXTVERSION:
"Ich wurde am 11. Mai 1882 als Sohn eines Arztes geboren, studierte auch in Graz, machte das philosophische Doktorat, erhielt von der Fakultät einen ersten Preis für eine musikwissenschaftliche Arbeit. Ich beschäftigte mich natürlich nebstbei viel mit Musik, die bald mein Hauptberuf wurde. Angefangen habe ich als Komponist mit Orgelwerken. Mein erstes, mit Erfolg aufgeführtes Werk war ein Orgelstück, eine "Chaconne", die in Brünn von dem sehr bekannten und bedeutenden Organisten Otto Burkert aufgeführt wurde. Eine Skizze einer Symphonie, Klavierstücke, alle möglichen Kompositionsformen beschäftigten mich, bis ich mich dann einige Zeit ganz der Liedkomposition zuwandte, vielleicht auch beeinflußt - und stark beeinflußt - dadurch, daß ich eine Liedersängerin fand, die meinen Stil und meine künstlerischen Absichten voll verstand: Frau Anna Hansa. Ich bin viel nach Italien gefahren, ich bin ein mediterraner Mensch. Ich habe die bekannte, altgermanische Sehnsucht nach dem Süden immer gehabt, schon als junger Mann. Auch dadurch vielleicht beeinflußt und begeistert, weil meine Großmutter eine gebürtige Italienerin war und uns schon als Kindern viel von Italien erzählte. Im Jahr 1914 bekam ich eine Berufung an die Musikakademie. Dort setzte ich mich als Komponist durch, und auch als Lehrer. Später wurde ich 1922 der Direktor der Anstalt, und ebenso später der Rektor, im Jahre 1925. Ich wurde dann auch mehrmals in geheimer Abstimmung von sämtlichen Lehrern einstimmig gewählt."
Ausschnitt 3:
Aufzählung einer Reihe bekannter und weniger bekannter Namen von Schülern, die er im Laufe der Jahrzehnte unterrichtet hat und die sich später der ernsten und der Unterhaltungsmusik oder auch dem Dirigieren und anderen Aufgaben zugewandt haben:
TEXTVERSION:
"Ich habe viele Schüler unterrichtet, und zwar Schüler in den verschiedensten Sparten. Ich habe ernste Komponisten ausgebildet, und sehr begabte Komponisten der Unterhaltungssparte. Unter den ernsten Komponisten, die in meiner Schule gesessen sind, brauche ich nur beispielsweise den Armin Kaufmann zu erwähnen, der im vergangenen Jahr den Strauss-Preis bekommen hat. Ich könnte noch den David [Anm.: Johann Nepomuk David] erwähnen, der in Stuttgart jetzt - wie ich weiß, soviel ich weiß - Direktor der Anstalt ist, einer der führenden modernen Musiker. Ich könnte unter den Dirigenten den Horenstein [Jascha Horenstein] erwähnen, der jetzt in den USA wirkt. Ebenso einen Schüler, den Dr. Deutsch Dorian, der in Pittsburgh Universitätsprofessor ist und der mir gerade einen reizenden Brief geschrieben hat, wie ich ja wirklich aus der ganzen Welt Briefe bekam, aus Neuseeland ebenso wie aus Amerika. Ich habe mich gefreut, manchmal Namen zu hören, die mir eigentlich schon ziemlich in Vergessenheit geraten waren. [Ab hier über seine Schüler aus der Unterhaltungsmusik.] Nun, da zählt vor allem, nicht wahr, Kattnigg und Melichar, obwohl diese beiden Musiker auch ernste Musik, und zwar sehr begabte ernste Musik geschrieben haben, und ich vermute, daß sie fallweise noch immer in die Sparte dieser ernsten Kunst übersiedeln werden. Aber auch Sandauer ist ein Schüler von mir, Zelibor ist ein Schüler von mir. Ebenso ist mein Schüler der Hagen - der Köstelbauer -, der hier in einem benachbarten Radio wirkt. Ich habe in der Unterhaltungssparte unter den Filmkomponisten, auch unter den Schlagerkomponisten, eine Anzahl von begabten Künstlern ausgebildet, und ich freue mich, denn auch dieser Zweig der Musik - soweit er wienerisch ist und soweit er unsere klassische Unterhaltungsmusik fortsetzt - ist besonders wichtig für das musikalische Weichbild von Österreich."
Ausschnitt 4:
Über sein Schaffen als Musikkritiker:
TEXTVERSION:
"Ich habe als ganz junger Mann schon Musikkritiken geschrieben, und zwar angeleitet und entdeckt von dem Dr. Decsey, der ein ausgezeichneter Bücherschreiber und auch Kritiker war. Da hab' ich in der Jugend viel von ihm lernen können. Später schrieb ich im Wiener Journal durch eine Reihe von Jahren Kritiken und bin jetzt wieder kritisch tätig an der amtlichen Wiener Zeitung. Nebstbei schrieb ich natürlich in vielen Fachzeitschriften Abhandlungen über Musiktheorie, über gewisse wichtige Fragen, wie zum Beispiel die Anordnung der Stimmen in einem Klavierauszug und ähnliches mehr. Auch ein Band meiner Kritiken wurde vor einigen Jahren von einem leider verstorbenen Schüler, dem Dr. Ortner, veröffentlicht, ein dicker Band, in dem eigentlich ein ziemlich ausgiebiger Abriß über das Musikleben der letzten zehn oder zwölf Jahre vor 1938 enthalten ist. Ebenso hat ein Schüler meine theoretischen Kurse irgendwie - unter meiner Hilfe natürlich - genauer fixiert und meine ... [unverständlich] verwendet und ein kurzes Lehrbuch für Harmonie und ein kurzes Lehrbuch für Kontrapunkt herausgegeben. Auch weitere diesbezügliche Publikationen sind sozusagen am Wege."
Ausschnitt 5:
Über seine Werke und seine Kernphilosophie als
Komponist:
TEXTVERSION:
"Ich habe mich als Lyriker, gerade zwischen den Jahren 1920 und 1930, besonders beschäftigt [Anm.: Hier hat Marx sich offensichtlich vertan. Er hat einen Großteil seiner Lieder bereits in den Jahren 1905 bis 1915 komponiert.]. Später habe ich nur fallweise wieder Lieder komponiert. Und es ist bekannt, daß man eigentlich in diesen Zeiten den sogenannten Liederfrühling mitmacht. Dasselbe gilt für Wolf, dasselbe gilt auch für Richard Strauss. Später habe ich mich der Kammermusik zugewendet, habe sinfonische Werke geschrieben, zwei Klavierkonzerte, drei Streichquartette, verschiedene Stimmungsbilder, Naturbilder in Musik gesetzt, und mich dann wieder etwas mehr klassizistisch betätigt, nicht so impressionistisch gemalt, überschwenglich mit Farben gespielt, sondern mehr dem klassischen, maßvollen Schaffen mich zugewendet, wobei natürlich gelegentliche Rückfälle immerhin eintreten können und hoffentlich auch eintreten werden, denn im Grunde genommen bin ich ein begeisterter, trotz meines Alters noch immer überschwenglicher Mensch, der das Schöne in der Kunst sucht und an das Positive des Lebens glaubt, und deshalb auch in seinem Schaffen als Ehrlicher sozusagen bekennt, was er fühlt."
Zurück zur Übersicht dieses KapitelsInformationen und technische Hilfestellungen zum Thema Download" und Streaming" sind ganz unten zu finden (Technische Anmerkungen").
Dies ist zwar nicht direkt eine Komposition von Joseph Marx, gehört aber dennoch hierher,
da hier Textzitate von Marx sowie Motive aus seinen Werken verwendet wurden und der Klavierpart an die typisch Marxschen Harmonien erinnert:
"Betrachtungen eines romantischen Realisten - Eine Hommage an Joseph Marx" von Stefan Esser für Sprecher und Klavier
(Aufnahme der Uraufführung vom 12. Mai 2007 in Wien, gespielt vom Duo Pianoworte,
bestehend aus dem Sprecher Helmut Thiele und dem Pianisten Bernd-Christian Schulze).
Mit Zitaten von Joseph Marx aus dem Buch "Betrachtungen eines romantischen Realisten" (1947) und unter Verwendung
musikalischer Motive aus verschiedenen Werken von Marx (wie z.B. Herbstsymphonie, Romantisches Klavierkonzert):
"Ein Neujahrshymnus" für gemischten Chor, Orgel und Orchester (1914). Diese orchestrierte Version ist eine Bearbeitung von Heinz Sandauer und Willy Schmidt-Gentner, die im Jahre 1950 für den Paula-Wessely-Film "Cordula" entstand:
"Ein Neujahrshymnus" für gemischten Chor und großes Orchester, und zwar in der neuen Version aus dem Jahre 2004, orchestriert von Stefan Esser und Berkant Haydin (dem Autor dieser Website). Unsere Version ist inzwischen bei der Universal Edition verlegt. Weitere Information zu diesem Werk findet man hier: Neujahrshymnus
Im folgenden kann man sich sechs Samples anhören, die einige typische Passagen aus unserer im Jahre 2004 entstandenen Neufassung repräsentieren. Die Aufnahme ist synthetisch, dürfte aber bei dem einen oder anderen dennoch an einigen Stellen richtig Gänsehaut erzeugen - hoffe ich zumindest. Besonders die beiden letzten Samples (5 und 6) sind meines Erachtens recht gut gelungen. Viel Freude beim Anhören!
"Berghymne" für gemischten Chor und großes Orchester, und zwar in der neuen Version aus dem Jahre 2005, orchestriert von Stefan Esser und Berkant Haydin (dem Autor dieser Website). Unsere Orchesterbearbeitung ist mittlerweile bei der Universal Edition verlegt. Weitere Information zu diesem Werk findet man hier: Berghymne
Hier liegt die vollständige Berghymne in unserer Neufassung zum Download bereit. Diese Aufnahme ist ebenfalls synthetisch, klingt aber vielleicht sogar noch realistischer als die des Neujahrshymnus. Man entscheide selbst!
"Feste im Herbst" (Alternativtitel: "Herbstfeier") für großes Orchester (1946; ist fast identisch mit dem "Herbstpoem", dem vierten Satz der Herbstsymphonie von 1921):
Romantisches Klavierkonzert" (1916-19; hier in einer Interpretation des Pianisten Jorge Bolet):
Natur-Trilogie" (1922-25; bestehend aus der Symphonischen Nachtmusik" für großes Orchester, der Idylle" für Orchester und der Frühlingsmusik" für großes Orchester):
Nordland-Rhapsodie" für großes Orchester (1926-29):
Zweites Klavierkonzert Castelli Romani" (1929-30):
Liedersymphonie Verklärtes Jahr" für mittlere Singstimme und Orchester (1930-32; hier für Alt und Orchester):
Alt-Wiener Serenaden" für großes Orchester (1941-42):
Und hier noch eine Kurzrezension der "Alt-Wiener Serenaden" in der Radiosendung "Apropos Klassik" auf Ö1 vom 28.01.2004 (Dr. Johannes Leopold Mayer), hier als MP3-Datei zum Anhören oder Herunterladen
Sämtliche Audiosamples wurden mittels LAME kodiert.
Die Kodiereinstellungen für die Interview-Dateien lauten:
Geeignet für Streaming (erfordert eine 33K-Verbindung oder schneller) oder für Downloads.
Die Kodiereinstellungen für die Musikdateien lauten:
Geeignet für Streaming (erfordert eine 64K- bzw. ISDN-Verbindung oder schneller) oder für Downloads.
Streaming: Falls Sie Ihren Browser richtig konfiguriert haben, genügt ein Klick auf stream", und es öffnet sich automatisch eine Anwendung, mit deren Hilfe man sich die Musik bereits während des Downloads anhören kann.
Falls Sie MIME: audio/x-mpegurl wählen, wird höchstwahrscheinlich Ihr Standard-mp3-Player (z.B. Winamp, kostenlos erhältlich unter www.winamp.com) starten und die Musik abspielen.
Falls Sie MIME: application/x-mplayer2 wählen, wird der MediaPlayer2 starten (ein Freeware-Programm von Microsoft) und die Musik abspielen.
Falls dies fehlschlägt, gehen Sie bitte wie folgt vor: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den download"-Link der gewünschten Musikdatei, wählen dann Verknüpfung kopieren" (beim Internet Explorer) bzw. Verknüpfungsadresse kopieren" (bei Netscape), und kopieren danach die in der Zwischenablage befindliche Verknüpfung in das Location"-Feld des Programms Winamp (unter Play/Location).
Download: Falls Ihre Internetverbindung eher langsam ist, klicken Sie bitte mit der rechten Maustaste auf den download"-Link der gewünschten Musikdatei, wählen dann Ziel speichern unter" (beim Internet Explorer) bzw. Verknüpfung speichern unter" (bei Netscape), legen die Musikdatei in einem gewünschten Ordner (Verzeichnis) Ihrer Festplatte ab und können dann nach Beendigung des Download-Vorgangs die Datei einfach im Windows-Explorer doppelklicken bzw. direkt mit Winamp aufrufen (unter Play/File).
Das Indexverzeichnis all unserer Audiodateien finden Sie unter www.Joseph-Marx.org/audio-samples/
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EIN NEUJAHRSHYMNUS & BERGHYMNE von Joseph Marx Orchestriert von St. Esser & B. Haydin * * * verlegt bei der Universal Edition * * * Hier weitere Infos und Hörbeispiele (MP3) |
Das Grazer Orchester recreation - Großes Orchester Graz spielte unter der Leitung von Michel Swierczewski die HERBSTSYMPHONIE (Stefaniensaal in Graz, Österreich) * * * Erste Aufführung seit fast 80 Jahren * * * Der Autor dieser Website hat diesem seltenen, bedeutenden Ereignis beigewohnt und berichtet hier ausführlich über die großartige Rezeption in der österreichischen Presse |
Die Joseph-Marx-Gesellschaft hat eine eigene Internetseite:joseph-marx-gesellschaft.orgAlle Anfragen an die Joseph-Marx-Gesellschaft (z.B. Spenden- und Beitrittsgesuche) sind an Herrn Berkant Haydin, Generalsekretär der Joseph-Marx-Gesellschaft, zu richten. Da die Gesellschaft sich ausschließlich über private Spenden und Fördergelder finanziert, wird hiermit um rege Beteiligung gebeten. |
www.joseph-marx.org ist eine von Berkant Haydin gestaltete, rein private Homepage, die im Dienste der Information über Joseph Marx und der Freude an seiner Musik steht. www.joseph-marx.org ist nicht mit der o.g. Website der Joseph-Marx-Gesellschaft zu verwechseln. |
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