Das Abenteuer beginnt...


Im Februar 2000 fiel mir eine CD aus Hyperion's Serie "The Romantic Piano Concerto" in die Hände (Vol. 18, Hyperion CDA66990). Die beiden Klavierkonzerte auf dieser CD stammten von den österreichischen Komponisten Joseph Marx (Josef Marx) und Erich Wolfgang Korngold (die übrigens zeit ihres Lebens miteinander befreundet waren). Besonders eines dieser beiden Konzerte faszinierte mich in absolut jeder Hinsicht: Das Romantische Klavierkonzert von Joseph Marx. Nachdem ich mir dieses großartige Werk viele Male angehört hatte, begann ich, nach Aufnahmen anderer Orchesterwerke dieses Komponisten zu suchen, doch als ich das vorhandene kommerzielle Angebot an Aufnahmen seiner Werke unter die Lupe nahm, mußte ich zu meinem Erstaunen feststellen, daß das Romantische Klavierkonzert das EINZIGE Orchesterwerk von Joseph Marx war, von dem überhaupt eine CD-Aufnahme existierte. Es gibt zahlreiche CDs mit seinen Liedern (in der Besetzung für Gesang und Klavier), und daneben eine Handvoll Import-CDs mit historischen Aufnahmen eines Orchesterliedes, doch damit war auch schon das Ende der Fahnenstange erreicht. Das von Brendan Carroll verfaßte Beiheft zur obengenannten Hyperion-CD enthält eine knappe Information über weitere, vom Namen her sehr interessant klingende Orchesterwerke des Komponisten - Natur-Trilogie, Castelli Romani für Klavier und Orchester, Herbstsymphonie -, doch weder auf dem internationalen Markt noch in den Informationsquellen und teils versteckten Nischen des großen, weiten Internet ließen sich Schallplatten-, geschweige denn CD-Aufnahmen seiner anderen Orchesterkompositionen finden. Entmutigt gab ich die Suche schließlich auf.

Joseph Marx - 05 (10 kB)

Einige Zeit später schickte mir ein guter Freund aus England (ein Sammler) überraschend eine Kassette mit einer Aufnahme von Marx' 2. Klavierkonzert Castelli Romani. Es handelte sich um die Aufzeichnung einer vor Jahrzehnten ausgestrahlten Radiosendung. Dieses 2. Klavierkonzert, dessen betörende Klangwelt und magische Atmosphäre ich nicht mit Worten zu beschreiben vermag, schaffte es sofort in meine persönlichen Top 5 meiner Klavierkonzert-Sammlung, die inzwischen über 1.500 Werke umfaßt. Im Kapitel „Hörbeispiele" habe ich einige Passagen dieses Werkes und natürlich auch vieler anderer Orchesterwerke des Komponisten bereitgestellt. Man beachte, daß dies die einzige Möglichkeit überhaupt ist, sich einen Gesamteindruck von der völlig unbekannten Orchestermusik des sogenannten „Liederkomponisten" Joseph Marx zu verschaffen, und auch die im selben Kapitel bereitgestellten Ausschnitte aus Original-Interviews von 1952 dürften für viele Interessierte von großem Wert sein.

Nachdem also auch das Klavierkonzert Castelli Romani mich in seinen Bann gezogen hatte, beschloß ich, nun auch Aufnahmen aller anderen Orchesterwerke des Komponisten zu finden. In der Zwischenzeit erfuhr ich von einigen weiteren unlängst erschienenen CDs der Labels ASV, Pavane und FY Solstice, die immerhin einen Teil von Marx' Kammer- und Klaviermusik präsentierten, doch was seine Orchesterwerke und insbesondere die in fast allen CD-Beiheften immer wieder erwähnte und als sein größtes Werk bezeichnete Herbstsymphonie betraf, tappte ich weiterhin im Dunkeln...